Predigt in der Abschiedsmesse
von Dechant Stefan Notz
Liebe Gemeinde,
Das Wort Küster kommt vom lateinischen „custos“ und das bedeutet: Hüter oder Wächter. Der Küster heißt in anderen Regionen Deutschlands auch Sakristan oder Messner.
Mit dem Küsterdienst ist die weitreichende Betreuung einer Kirche verbunden. Das sind Aufgaben eines Hausmeisters, die Instandhaltung und Reinigung des Gebäudes, die Pflege der liturgischen Geräte und Gewänder, die Vorbereitung der Liturgie, die Raumgestaltung im Kirchenjahr und vieles mehr. In Berlin und Brandenburg versteht man unter Küsterei übrigens das Gemeindebüro, die Informations- und Anlaufstelle der Gemeinde.
Lieber Küster Horst Funke, Sie sind für uns von alledem etwas – und noch viel mehr! Die Küsterinnen und Küster sorgen dafür, dass wir schöne und würdige Gottesdienste feiern können. Wir danken heute für die langjährige Küstertätigkeit von Horst Funke und folgen in dieser vom Küster vorbereiteten Liturgie der Einladung Jesu Christi aus dem Evangelium dieses Sonntags: Kommt und geht in meiner Spur.Es ist gut, dass wir heute besonders an den Beruf des Küsters denken. Küster sein, das ist ein Beruf, der oft unterschätzt wird: „Das kann doch nicht so schwierig sein“, wird häufig gedacht. Küster sein oder Küsterin, das ist mehr als das Anzünden der Kerzen. Küsterdienst ist mehr als Kirche aufräumen. Man ist Hausmeister, Reinigungskraft, verantwortlich für die Vorbereitung der Liturgie und eigentlich Mädchen für alles – und das an allen Tagen des Jahres und zu bestimmten Zeiten sogar rund um die Uhr.
Der Küster ist oft erster Ansprechpartner für die Lektoren und MessdienerInnen. Er ist manchmal auch der Meckerkasten für die Gemeinde. Aber vor allem stellt er sich in den Dienst der gefeierten Liturgie. Das ist eine enorme Unterstützung für die Geistlichen und die GottesdienstleiterInnen. Der Küster denkt vor, er denkt mit und ist dem Diakon bzw. dem Priester gedanklich während des Gottesdienstes immer einen Schritt voraus. Die Betreuung einer Kirche durch einen guten Küster/Küsterin merkt man der Liturgie und dem Raum an. Durch die Pflege von Kerzen, Blumen und Gewändern trägt der Küster wesentlich zur Feier und zur Festlichkeit bei.
Als Pfarrer bin ich sehr dankbar, dass wir in St. Willibrord Kleve Küsterinnen und Küster haben, die sehr professionell ihre Aufgaben leisten. Dabei werden sie unterstützt von treuen Helfern.
Mit Herrn Küster Funke geht eine Ära bei uns zu Ende. Nicht nur mir fällt es schwer, Sie aus der Verantwortung zu verabschieden. Das gilt gewiss auch für die Messdienerinnen und Messdiener, für die Sie immer ein großes Herz haben. Aber auch das Pfarrheim auf Vordermann halten, den Kirchplatz sauber halten von den Spuren der Platanen und Saatkrähen – all das haben Sie durch viele Jahre gewissenhaft gemacht. Dafür sage ich Ihnen heute unseren besonderen Dank.
Küster Funke ist eine Persönlichkeit, die lachen und feiern kann, aber Küster Funke kann auch „donnern“. Wenn mal etwas nicht in der erwarteten Richtung verläuft, dann sagt Herr Funke deutlich seine Meinung. Dann erlebt man ihn aber auch sehr echt, als Menschen, der mit ganzer Seele, mit vollem Herzen und mit ganzer Kraft seine Aufgaben wahrnimmt. Ein Glücksfall in unserer Gemeinde sind die Helfer, die unseren Küsterinnen und Küstern zur Seite stehen. Für unseren Gemeindeteil Kellen möchte ich heute besonders danken Herrn Helmut Lisken, Herrn Hans-Wilhelm Paessens, Herrn Markus van Briel und Herrn Janis Jaspers. Janis, Du machst jetzt Dein Abitur und wirst Dich darauf konzentrieren. Horst Funke hat Dich in den letzten Jahren zum richtigen Küster ausgebildet. Das ist ein gutes Beispiel für die kirchliche Nachwuchsarbeit. Danke für Deinen außerordentlichen Einsatz und Deinen verlässlichen Dienst für uns alle.
Küsterinnen und Küster sind besonders stark, wenn sie Rückendeckung haben. Daher danke ich den Ehepartnern und Ehepartnerinnen der Küster, die gewährleisten, dass in der Kirche alles geordnet sein kann – auch an Sonn- und Feiertagen, wenn andere feiern oder Pause machen. Im Evangelium heißt es: Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht. Jesus Christus ist dieses Licht. Es leuchtet uns durch Menschen, die sich für ihn und seine Sache einsetzen – nicht zuletzt die Küster.
Es wird erzählt:
Als der liebe Gott den Küster schuf, machte er am sechsten Tag Überstunden. Ein Engel sagt zu ihm: „Herr, Ihr bastelt aber lange an dieser Figur.“ Der liebe Gott sprach: „Hast Du die vielen besonderen Wünsche auf der Bestellung gesehen? Er soll pflegeleicht sein, viele bewegliche Teile haben, Nerven wie Drahtseile und einen Rücken, auf dem sich alles abladen lässt. Er soll in allen Handwerksberufen zu Hause sein und mindestens sechs Paar Hände haben.“ Dann war der Küster schließlich fertig. Der Engel fuhr mit seinem Finger über das Gesicht des Küsters. „Da ist ein Leck“, sagte der Engel. „Das ist kein Leck, das ist eine Träne“, sagte Gott. „Wofür ist sie?“ „Sie fließt bei Freude, Trauer, Enttäuschung, Schmerz und Verlassenheit.“ „Gott, Ihr seid ein Genie“, sagte der Engel und schaute den Küster noch lange an.