Ein Gespräch
„Auto fängt mit „Au“ an und hört mit „o“ auf.“ Es ist schon längere Zeit her, dass ein Gespräch in einer Autowerkstatt mit diesem Satz begann. Wir warteten auf die Diagnose, warum unsere Autos nicht mehr so recht liefen. Zwischen Hoffen und Bangen, wie jeder wohl verstehen kann, dem nach einer ungeplanten Reparatur die Rechnung präsentiert wurde.
Das Gespräch entwickelte sich, wie man bei uns so schön sagt „vom Hölzken aufs Stöcksken“. Irgendwann erzählte mir die Dame aber von ihrem ganz persönlichen Schicksal: Ihr Kind sei sehr früh an einer Krankheit gestorben. Und dann sagte sie den Satz, den ich nicht vergessen kann: „Ich hadere mit ihrem Gott.“ Hadern – kein sehr gebräuchliches Wort. Ist das der Grund, dass ich diesen Satz so in Erinnerung behalten habe? Wohl mehr noch, dass die Dame „mit Ihrem Gott“ sagte. Mein Gott. Ja, sie hatte Schreckliches erlebt, eine furchtbare Zeit durchlitten. Selbst die Zeit kann solche Wunden nicht einfach heilen. Aber durch die Formulierung „Ihrem Gott“ fühlte ich mich gleich mit auf der Anklagebank. Sollte ich Gott verteidigen? Was soll man in einer solchen Situation sagen? Alle Menschen stehen wohl sprachlos vor solchem Leid. Nein, eine Antwort kann wohl niemand geben.
Warten auf Erlösung
Dann stieß ich bei der Vorbereitung einer Beerdigung auf eine Lesung aus dem Römerbrief: „Wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.“ (Röm 8, 22f)
Die ganze Schöpfung, alle Menschen, ja auch wir Christen, warten auf und erwarten die Erlösung– auch des Leibes. Wir haben sie noch vor uns. Aber Gott ist nicht untätig geblieben. Er hat sein Wort, seinen Sohn für unsere Erlösung hingegeben, er ist am Kreuz für uns gestorben. Aber er hat uns Menschen durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes keine „paradiesischen Zustände“ geschenkt. Noch immer leidet die ganze Schöpfung unter dem Sündenfall und dem Verlust des Paradieses. Gott aber hat eine Antwort auf das Leid gegeben. Seinen Sohn.
Österlicher Durchblick
In der Düffelwarder Kirche ist im mittleren Fenster des Altarraumes diese Hingabe Jesu am Kreuz dargestellt. Vieles kann man auf diesem Fenster entdecken. Sogar die Finsternis, von der die Evangelisten berichten, da die Sonne sich verdunkelt und Mond und Sterne sichtbar werden. Diese Dunkelheit steht auch für das Leid der Menschen, der ganzen Menschheit. Man kann sich fragen, wieso die Christen das Leid und den Tod so in den Mittelpunkt des Glaubens und des Gottesdienstes stellen. Dann sei auf dieses Bild verwiesen, das eben ein Fensterbild ist. Es beginnt regelrecht zu leuchten, wenn die Strahlen der aufgehenden Sonne den Kirchenraum in helles Licht tauchen. Ja, wir warten und erwarten Christus, dass er der ganzen Welt die Erlösung schenkt. Seit frühesten Tagen sahen die Christen in der aufgehenden Sonne den wiederkommenden Christus. Aus diesem Grund sind unsere Kirchen „geostet“, feierten die Christen von frühesten Tagen an ihre Gottesdienste „gen Osten“, der aufgehenden Sonne, dem wiederkommenden Christus entgegen.
Ostern dürfen wir Christen die Auferstehung Jesu feiern. Ja, jede Eucharistiefeier ist Feier des Todes und der Auferstehung unseres Herrn. Und in unserer Taufe haben wir Anteil an der Erlösung und am Sieg des Lebens über den Tod erhalten.
Schön, dass uns vorhergehende Generationen von Christen diesen Glauben bildhaft bezeugen.
(Andreas Poorten)