Die Fenster des Kirchenschiffs sind ein wahrer “Schatz”. Je zwei Heilige sind in einem Fenster dargestellt, immer eine Frau und ein Mann, insgesamt 16 Personen. Ordensfrauen und –männer sind ebenso darunter wie Mütter und Bauern, Soldaten und Theologinnen. Da mit der hl. Monika und dem hl. Augustinus einmal Mutter und Sohn dargestellt sind, könnte man vermuten, dass sie in einem Fenster zu finden sind. Doch dem ist nicht so. Offensichtlich gelten hier nicht Verwandtschaftsbeziehungen im irdischen Sinn. Die „Verwandtschaft“ bzw. ihre Ähnlichkeit, ist anderer Natur. Unterhalb der Heiligendarstellungen in einem Fenster steht je ein Vers aus der Bergpredigt, den Seligpreisungen. Bei „Selig sind die Trauernden“ eben Heilige, die die stellvertretend für trauernde Menschen stehen: Maria Magdalena, die unterm Kreuz um Jesus, und der hl. Augustinus, der um seine Mutter trauerte.

Aus allen Zeiten der Kirche, aus allen Berufen und Ständen, aus allen Lebenssituationen sind so Heilige zu finden, die uns Vorbild und Fürsprecher sind. Dabei „strahlen“ und „leuchten“ diese Heiligen(-bilder) nicht von sich aus; erst, wenn die Sonne durch sie hindurch scheint, sind sie in ihrer ganzen Farbenpracht zu sehen. Und was für die Fensterbilder gilt, lässt sich wunderbar auf die Heiligen übertragen: erst wenn sie „durchlässig geworden“ sind für Gott, wenn sie ganz und gar von der Gnade erfüllt sind, sind sie wirklich Heilige. Ja, man kann sogar sagen: Heilige sind wie Fenster, durch die Gott in diese Welt hineinscheint.

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Kirchenschifffenster St. Mauritius, Düffelward (Hergestellt von der Glasmalerei Derix, Kevelaer in den 1920er Jahren)

Am Allerheiligenfest (1. Nov.) erinnert sich die Kirche all der vielen Menschen, die – ohne dass ihre Namen bekannt wären – schon längst die Herrlichkeit Gottes schauen dürfen, vollendet bei Gott. Dieses Fest ist die „Hochzeit“ dieser Kirche: da vereinigen sich Gottesdienst und Kirche zu einem großartigen Kunstwerk: An diesem Tag werden im Evangelium immer die Seligpreisungen verkündet – und die Heiligendarstellungen in den Fenstern deuten diese und lassen sie konkret werden – im Alltag, im Leben der Menschen. Und mehr noch: Mitten zwischen diesen Heiligendarstellungen in den Fenstern versammeln sich „die von Gott berufenen Heiligen“ (vgl. Röm 1,6f), die Christen unserer Tage; und sie feiern in der Eucharistie mit allen Engeln und Heiligen gemeinsam das große Dank- und Lobopfer. An keinem anderen Tag wird dies so deutlich wie an Allerheiligen: Bei der hl. Messe öffnet sich der Himmel, wir können Teilhaben an der himmlischen Liturgie und Gottes Herrlichkeit und Heiligkeit strahlt in diese Welt. Das ist ein Fest! Des Himmels und der Erde!
(Andreas Poorten)

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