Bischof Felix hat das von der Projektgruppe Strategie erarbeitete Statut unterzeichnet.

Miteinander von ehren- und hauptamtlichen Mitgliedern

Dass die katholische Kirche auch am Niederrhein unter einem Priestermangel leidet, ist bekannt. Und so hatten viele Katholikinnen und Katholiken in der Pfarrei St. Willibrord Kleve schon vermutet, dass nach dem Wechsel von Pastor Stefan Notz nach Xanten wohl kein neuer Leitender Pfarrer mehr kommen würde. „In einem Gespräch mit Weihbischof Rolf Lohmann wurde das zur Gewissheit“, erinnert sich Gereon Evers, Vorsitzender des Pfarreirates.

„Daran haben wir schon deutlich Kritik geäußert“, berichtet er weiter, „aber wir haben dennoch intensiv überlegt, wie es ohne einen vor Ort lebenden Leitenden Pfarrer weitergehen kann und konstruktiv an einer Lösung gearbeitet.“ Dazu wurde eine Strategiegruppe gebildet, zu der neben Mitgliedern aus Pfarreirat und Kirchenvorstand auch die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger gehören. „Unser Leitgedanke war, dass das, was wir erarbeiten, gut sein muss für die Menschen in unserer Pfarrei“, erklärt Evers. Auch wenn kein Leitender Pfarrer vor Ort wohne, müsse sichergestellt sein, dass die gelebte Nächstenliebe, die Verkündung der Frohen Botschaft und die Feier des Gottesdienstes fester Bestandteil des Gemeindelebens bleiben.

So ist in den vergangenen Monaten durch die Projektgruppe Strategie ein 15-seitiges „Statut für das Leitungssystem in St. Willibrord Kleve“ entstanden, in dem klar geregelt ist, auf wessen Schultern die Leitung der Pfarrei künftig verteilt wird. Insgesamt gibt es vier Leitungsebenen. Eine entscheidende Stellung hat das Leitungsteam inne, das aus jeweils zwei Mitgliedern des Kirchenvorstands, des Pfarreirates und des Seelsorgeteams besteht sowie einem moderierendem Priester, der ebenfalls zur Leitungsebene gehört. Das ist ein Geistlicher, der außerhalb der Pfarrei lebt und vom Bischof bestellt wird – im Falle von St. Willibrord ist das Pfarrer Dr. Philip Peters aus der Pfarrei Hl. Familie in Materborn und Reichswalde. Kirchenrechtlich liegt bei ihm die letzte Entscheidung. Dieses Leitungsteam koordiniert sämtliche in der Pfarrei anfallenden Aufgaben und Entscheidungen. Weiterhin wird es den Kirchenvorstand und den Pfarreirat mit ihren jeweiligen Zuständigkeiten geben. Das gilt ebenso für die Gemeindeausschüsse, die lokale Verantwortung übernehmen und das Bindeglied zwischen den Pfarreimitgliedern und den Leitungsstellen bilden.

Bernd van Koeverden, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands, betont: „Diese Form der Leitung kommt aus der Gemeinde. Uns wurde kein vorgefertigtes, starres Modell vorgegeben, sondern wir haben die örtlichen Besonderheiten und Wünsche aus der Pfarrei berücksichtigt.“ Selbstverständlich, ergänzt Evers, habe man sich an geltendes Kirchenrecht gehalten und habe in den vergangenen Monaten Unterstützung von verschiedenen Expertinnen und Experten des Bistums erhalten. Hilfreich sei auch gewesen, dass Markus Toppmöller, Mitglied des Pfarreirates und Direktor der Wasserburg Rindern, derzeit seine Doktorarbeit zu neuen Leitungsformen im Bistum Osnabrück schreibt, „er hat uns viele nützliche Hinweise und Gedanken mit auf den Weg gegeben“, sagt Evers.

Froh ist Pastoralreferentin Christel Winkels, die im neuen Leitungssystem die Leitung des Seelsorgeteams übernimmt, wie schnell und effektiv die neue Leitungsform gefunden wurde, trotz aller Schwierigkeiten, die die Pandemie-Beschränkungen mit sich gebracht haben. „Vor einigen Wochen hat sich Bischof Dr. Felix Genn mit der Strategiegruppe getroffen und unseren Text gewürdigt. Er hat der Gruppe für die Arbeit gedankt und uns eine große Wertschätzung entgegen gebracht“, berichtet sie. Inzwischen hat der Bischof der neuen Leitungsform zugestimmt und das Statut mit seiner Unterschrift bestätigt.

Toppmöller ist überzeugt, dass die neue Struktur „für eine Haltung steht, die wir in unserer Pfarrei schon lange leben. Nun gießen wir das, was wir schon machen, in eine Form. Wichtig ist, dass wir darin nicht verharren, sondern es weiterhin mit Leben füllen.“ Peters, bislang Pfarrverwalter, erklärt: „Ich bin dankbar dafür, dass für St. Willibrord diese Form der Leitung gefunden wurde, auch für mich ist es eine Entlastung, dass es nun diese Strukturen gibt, durch die die Verantwortung für das Pfarreileben auf viele Schultern verteilt wird.“

Am vergangenen Wochenende wurden die Gemeindemitglieder in den Gottesdiensten über die Unterschrift des Bischofs unter das Statut informiert. Inkraft treten wird es nach der Wahl der Pfarreiräte und Kirchenvorstände am Wochenende des 6. und 7. November. „Dieses Datum wollten wir abwarten, weil es für die Gremien eine Zäsur bedeutet. Die beiden Gremien bestimmen dann mit den neu gewählten Mitgliedern jeweils ihre Vertreter für das Leitungsteam“, sagt Evers.

Pressedienst Bistum Münster, Christian Breuer

Das Statut finden Sie hier zum Nachlesen: Statut für das Leitungssystem in St. Willibrord Kleve

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